Wir erleben es immer wieder das Kunden mit schlecht eingestellten Fahrwerken zu uns kommen. Zum Beispiel zeigt das Fahrzeug ein zu direktes oder zu indirektes Lenkverhalten, das Lenkrad zieht in eine Richtung, so dass man ständig gegenlenken muss oder es wirken zu niedrige Lenkrückstellkräfte, das heißt das Lenkrad geht zu langsam wieder in die Geradeausstellung nach einer Kurve. Dieses unruhige Fahrverhalten wird oft mit dem Gedanken ignoriert "Es muss so fahren, ist ja ein altes Auto". Unsere Eingangsmessung bei der Laser-Achsvermessung zeigt dann oft, dass die Achsgeometrie stark von den Hersteller Vorgaben abweicht.
Dabei können historische Fahrzeuge unglaublich gut fahren und eine sehr tolle Performance auf die Straße bringen.
Die richtige Fahrwerkseinstellung ist besonders wichtig für das Fahrerlebnis und kann dem oben beschriebenen unruhigen Fahrverhalten entgegenwirken. Die Herausforderung hierbei liegt im Einstellen der Fahrwerkskomponenten.
In der Regel fehlt herkömmlichen, nicht spezialisierten Werkstätten heutzutage oft das technische Verständnis, sowie die Praxis beim Prozess der Achseinstellung. Denn anders als historische Fahrzeuge haben moderne Fahrzeuge Exzenterschrauben zum Einstellen, was einfach und zeitsparend ist.
Bei historischen Fahrzeugen hingegen müssen Spur, Vorlauf sowie der Sturz manuell eingestellt werden. Dieser Prozess ist wesentlich zeitaufwändiger, denn bei der Justierung werden Vorlauf bzw. Nachlauf und der Sturz mittels Einstellscheiben kalibriert. Diese beiden Faktoren tragen erheblich dazu bei, dass das Fahrzeug agil und sportlich fährt. Sie werden aber oft aufgrund des zeitaufwändigen und komplexen Prozesses bei der Fahrwerkseinstellung vernachlässigt.
Für die Einstellung von Vorlauf bzw. Nachlauf und Sturz wird das Fahrzeug auf dem Achsmessstand eingemessen, um den Ist-Zustand zu ermitteln. Stimmt der Vorlauf nicht werden die Einstellscheiben von links nach rechts oder anders herum gelegt. Je nach dem ob Vorlauf oder Nachlauf eingestellt werden muss. Hierfür wird die Achse zum Teil zerlegt und wieder montiert. Aufgrund der Demontage und Montage muss das Fahrwerk zunächst wieder durchgefedert werden. Dazu wird eine kleine Probefahrt durchgeführt, damit sich das Fahrwerk "setzen" kann. Erst danach erfolgt dann ein neues Einrichten des Achsmessstandes und eine neue Eingangsmessung. Stimmt der Vorlauf nicht, muss der Vorgang wiederholt werden. Ist der Vorlauf bzw. Nachlauf passend kalibriert, wird der Sturz und die Spur eingestellt.
Die Einstellung des Sturzes wirkt sich allerdings auf den Vorlauf aus und umgekehrt. Es gibt gewisse Toleranz in denen sich die Werte bewegen dürfen. Ist der Vorlauf oder der Sturz nach dem Einstellen aus dem Toleranzbereich muss der komplette Vorgang von vorne wiederholt werden. Das ist u.U. ein sehr zeitintensiver und komplexer Prozess, der je nach Fahrzeugtyp bis zu 2 Arbeitstagen in Anspruch nehmen kann.
Für das optimale Fahrerlebnis kommt es auch besonders auf die Hinterachse an. Sie wird bei den meisten Fahrwerkseinstellungen vernachlässigt, ist allerdings die Spur vorgegebene Achse.
Ist die Hinterachse nicht gerade ausgerichtet sondern z.B. nach rechts gerichtet, müssen wir vorne links gegen lenken. Das heißt die Hinterachse muss absolut richtig in der Vorspur, Gesamtspur sowie im Sturz stehen, damit wir vorne ein ruhiges Fahrverhalten am Lenkrad erreichen. Des Weiteren ist natürlich sicherzustellen, dass alle Fahrwerkskomponenten in einem einwandfreien Zustand sind. Nur durch eine korrekte Fahrwerkseinstellung kann ein ruhiges Fahrverhalten erreicht und damit eine deutliche Verbesserung des Fahrerlebnis erreicht werden.
Je nach Fahranspruch gibt es auch die Möglichkeit das Fahrwerk zu verbessern. Dabei spielen vor allem die Stoßdämpfer und Federn eine wichtige Rolle. Wir haben die Möglichkeit verbesserte Stoßdämpfer-Systeme inkl. Federn nachzurüsten. Diese sind in der Regel verstellbar, so dass wir das Fahrwerk individuell auf Wunsch einstellen können.
Lieber komfortabler oder doch lieber etwas sportlicher? Sie entscheiden ganz nach Ihren Wünschen.
So konnten wir beispielsweise bei einem Aston Martin DB 6 eine deutliche Verbesserung des Fahrwerks erzielt in dem wir die originalen Hebelstoßdämpfer durch modernere Gasdruckdämpfer ersetzt haben. Diese können individuell eingestellt werden und so eine deutliche Verbesserung an der Hinterachse erzielen. Durch den Einbau der neuen Komponenten ergibt sich ein völlig neues Fahrverhalten. Das Fahrzeug fährt deutlich stabiler und komfortabler.
Ein weiterer großer Vorteil ist, dass der Originalzustand jederzeit ohne größeren Aufwand wieder hergestellt werden kann, da die neuen Bauteile nur verschraubt sind.
Auch bei einem Lamborghini Miura konnten wir durch den Einsatz von modernen Stoßdämpfern ein deutlich besseres Fahrverhalten erzielen. In diesem Fall sind die Härte und die Höhe der Stoßdämpfer verstellbar. Auch hier ist wieder jederzeit der Originalzustand ohne größeren Aufwand erreichbar.
Im Fazit kommt es immer auf die gewünschte Verwendung des Fahrzeuges an. Wenn es um die reine Fahrfreude, das Genießen auf der Straße oder sportlichem Einsatz geht, dann sind verbesserte Stoßdämpfer-Systeme inkl. Federn mit der richtigen Achseinstellung sehr zu empfehlen. Vor allem die Gasdruckdämpfer-Systeme arbeiten deutlich komfortabler, schneller und agiler.
Soll das Fahrzeug eher für Ausstellung, also als Concours-Fahrzeug, genutzt werden, dann sollten natürlich immer die originalen Bauteilen verbaut sein.